„Leider ein Meisterwerk“, knurrte Jean-Pierre Dionnet, Chefredakteur von Métal Hurlant, dem seinerzeit angesagtesten Pariser Comic-Magazin. „Das muss ich zu meinem Missvergnügen gestehen.“
Vorausgegangen waren heftige Kontroversen, wie so oft, wenn junge Künstler in kommerziellen Medien neue Wege gehen wollen. Schuiten und Peeters hatten sich von der Ligne Claire des Übervaters Hergé losgesagt, sie arbeiteten plötzlich mit Ranken, Blumen, Jugendstildekor, die Frauenfiguren trugen allen Ernstes Knopfstiefelchen und Schnürtaillen.
Das ging dem wilden, ständig bekifften Haufen vom ”Kreischenden Metall” der 1980er-Aufbruchsjahre - Druillet, Moebius, Corben und eben auch Dionnet - entschieden zu weit. Der behäbigere Verlag Casterman mit der ebenfalls legendären Zeitschrift A Suivre war dann die richtige Adresse für das Erstlingswerk (obgleich es beileibe keine Anfängerarbeit war!) des Autorenduos.
Samaris verkaufte im ersten Vierteljahr 18.000 Exemplare. Der erfolgsverwöhnte Verleger maulte damals: „Nicht schlecht, aber der nächste Band muss besser werden.“ Und so wurde diese Geschichte der erste Baustein für das Universum der Geheimnisvollen Städte, dem viele Bände folgen sollten. Die Autoren lieben den sinnlichen, ausschweifenden Jugendstil und setzen ihn immer wieder in Kontrast zum unterkühlten, technologisierten Lebensgefühl der Moderne. Die Geschichten mit ihrer Atmosphäre der Heimatlosigkeit und den machtlosen Protagonisten, die zwischen monumentalen Prachtbauten herumirren, wurden immer wieder mit Franz Kafkas Werken verglichen. Hier heißt sogar der Held Franz. Zudem finden sich in diesem Band erstmalig die vier Episoden der Geheimnisse von Pahry, dieser „surrealen Hommage an das unvergleichliche Paris“ (Frank Schmidke in brutstatt.de).
Benoît Peeters wurde 1956 in Paris geboren. Nach zwei Romanen versuchte er sich in Sachbuch, Biografie, Fotoroman, Film, Fernsehen, Hörspiel und natürlich im Comic. Er ist Spezialist für Hergé und verfasste wegweisende Bücher über den Meister. Zusammen mit Schuiten widmet er sich der Restauration und Gestaltung des Maison Autrique, dem ersten Jugendstilbau des großen belgischen Architekten Victor Horta.
François Schuiten ist 1956 in Brüssel geboren. Seine Bücher wurden in zehn Sprachen übersetzt und bekamen ungezählte Auszeichnungen. Er entwarf Metro-Stationen in Paris und Brüssel, schuf Bühnenbilder für Opern- und Ballettproduktionen und Filme: Taxandria (mit Armin Mueller-Stahl) und Les Quarxs. Und er entwarf Pavillons für Weltausstellungen: Sevilla 1992, Hannover 2000 und Aichi, Japan, 2005.
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