Es ist ein gigantischer Themenpark mit Namen Paris, den Karinh, das Mischlingsmädchen von Planet Arche, vorfindet. Ihr Leben lang hat sie von dieser legendären Stadt geträumt: Paris auf Terra.
Aber ist es nicht genau das, was sie sich erträumt hat? Gewissenhaft hat sie alle Sehenswürdigkeiten im Fremdenführer angekreuzt: Eiffeltum, Passagen, Notre Dame - und sie werden nacheinander abgehakt, denn darum ging es Karinh ja. Aber die überschäumende Begeisterung will sich nicht einstellen.
Das historische Paris ist perfekt erhalten. Mehr noch: die Behörden haben aus ihren Fehlern gelernt und alles noch besser gemacht. Die berühmten Markthallen sind hygienisch einwandfrei und originalgetreu wieder aufgebaut. Doch das echte Leben wurde ausgeblendet. Menschen wohnen hier schon lange nicht mehr, es ist eine Jahrmarktskulisse.
Die Kulissenhaftigkeit moderner Städte lässt François Schuiten immer wieder anklingen: in Samaris bestehen die Mauern ganz plump aus bemalten Sperrholzplatten, gestützt von Dachlatten.
Was ist noch echt, was nachgemacht? Was heißt „echt“ in Zeiten von virtuellen Realitäten? Wer braucht überhaupt „echt“, wenn man doch nur als Tourist durchläuft? Dass es sich bei Schuiten um reine Architektenphantasien handelt, und nicht die Realität, erkennt man daran, dass nicht alle zwanzig Meter eine Pommesbude steht.
Kann ein junger Mensch das nur auf Drogen aushalten? Karinh steht auf SFX-3 und auf Baudelaire: „Man muss immer trunken sein. Das ist alles: die einzige Lösung. Um nicht das furchtbare Joch der Zeit zu fühlen, das euere Schultern zerbricht und euch zur Erde beugt, müsset ihr euch berauschen, zügellos.”
Benoît Peeters wurde 1956 in Paris geboren. Nach zwei Romanen versuchte er sich in Sachbuch, Biografie, Fotoroman, Film, Fernsehen, Hörspiel und natürlich im Comic. Er ist Spezialist für Hergé und verfasste wegweisende Bücher über den Meister. Zusammen mit Schuiten widmet er sich der Restauration und Gestaltung des Maison Autrique, dem ersten Jugendstilbau des großen belgischen Architekten Victor Horta.
François Schuiten ist 1956 in Brüssel geboren. Seine Bücher wurden in zehn Sprachen übersetzt und bekamen ungezählte Auszeichnungen. Er entwarf Metro-Stationen in Paris und Brüssel, schuf Bühnenbilder für Opern- und Ballettproduktionen und Filme: Taxandria (mit Armin Mueller-Stahl) und Les Quarxs. Und er entwarf Pavillons für Weltausstellungen: Sevilla 1992, Hannover 2000 und Aichi, Japan, 2005.
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