In den Geheimnisvollen Städten, diesem Paralleluniversum neben unserem, stehen manche Dinge auf dem Kopf: „Wer tief hinunter geht, kommt oft oben an.“
Eine Anspielung auf die Psychoanalyse? Oder nur eine Volksweisheit? Anspielungen und Weisheiten lieben die zwei Autoren seit jeher. Unvergesslich das Gleichnis der Landnahme diktatorischer Machthaber mithilfe von neu gezeichneten Landkarten in Jenseits der Grenze, oder die visionäre Vorwegnahme der gesellschaftlichen Folgen eines allgegenwärtigen Netzes in Fieber in Urbicand. Zu diesem Band fällt einem natürlich sofort der biblische Turm zu Babel ein, aber das ist längst nicht alles: Vorbild für die gewohnten grandiosen Gemälde und die monumentale Architektur waren die gruseligen Kerker-Kupferstiche des Giovanni Battista Piranesi.
Auch das facettenreiche Leben des Orson Welles (neben seinen berühmten Filmen schrieb er unter Pseudonym Groschenheftchen, drehte Reklame-Spots für kalifornischen Wein oder synchronisierte Zeichentrickfilme) gefiel den Autoren so sehr, dass sie ihn gleich als Vorlage für die Hauptfigur nahmen. In dem Film Falstaff - Glocken um Mitternacht läuft Welles, der „gewaltige Hügel aus Fleisch“ in der Rolle des Sir John Falstaff in eben diesem Faltenröckchen herum. Falstaff war Orson Welles‘ dritte Shakespeare-Verfilmung und sie gilt als beste Shakespeare-Adaption aller Zeiten. Welles wechselt virtuos von der derben Komik der Freudenhaus-Szenen zur kalten Macht- und Rechtsanalyse der Herrschenden in leeren Burgen. Und: „Die mittelalterliche Apokalypse der Schlacht von Shrewsbury ist in ihrer Montagekunst unerreicht,“ urteilte die Fachpresse.
Auf Youtube ist der ganze großartige Film zu sehen: Falstaff, Chimes at Midnight.
Benoît Peeters wurde 1956 in Paris geboren. Nach zwei Romanen versuchte er sich in Sachbuch, Biografie, Fotoroman, Film, Fernsehen, Hörspiel und natürlich im Comic. Er ist Spezialist für Hergé und verfasste wegweisende Bücher über den Meister. Zusammen mit Schuiten widmet er sich der Restauration und Gestaltung des Maison Autrique, dem ersten Jugendstilbau des großen belgischen Architekten Victor Horta.
François Schuiten ist 1956 in Brüssel geboren. Seine Bücher wurden in zehn Sprachen übersetzt und bekamen ungezählte Auszeichnungen. Er entwarf Metro-Stationen in Paris und Brüssel, schuf Bühnenbilder für Opern- und Ballettproduktionen und Filme: Taxandria (mit Armin Mueller-Stahl) und Les Quarxs. Und er entwarf Pavillons für Weltausstellungen: Sevilla 1992, Hannover 2000 und Aichi, Japan, 2005.
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