Die Geschichte beginnt, wie Märchen normalerweise enden: Der Held hat eine schöne Frau errungen, einen Top-Job in einem großen Versicherungskonzern, eine tolle Wohnung bezogen…
Doch das glückliche Ende will sich nicht einstellen. Des Nachts würgen grausige Hände Albert Chamisso die Luft ab.
Überhaupt spielen Hände in dieser Geschichte eine tragende Rolle, als dezentes Symbol - für Albert Chamissos mangelnde Tatkraft in seinem faden Büroalltag? Für das gestörte Verhältnis zu seinem Körper, der keinen „vernünftigen“ Schatten mehr wirft, sondern einen durchscheinenden, farbigen?
In der Psychologie ist die Hand extrem mit Bedeutung aufgeladen. Für C.G. Jung ist sie das Instrument der Tat, der Selbstwerdung gar. Für Freud symbolisiert sie, wie vieles andere - was wohl? - den Penis.
Wie so oft bei Schuiten & Peeters tauchen auch in dieser Geschichte andere Bewohner der Geheimnisvollen Städte auf, so geben etwa Giovanni und seine Geliebte Milena aus Der Turm ein Gastspiel. Allen voran darf der geniale Eierkopf Axel Wappendorf über seine berüchtigten Fortbewegungsmittel schwadronieren (aber nur kurz) und seine wegweisende Enzyklopädie des Transports anpreisen.
Erst als Albert ganz unten angelangt ist, kann er seine falsche, entfremdete Existenz abstreifen und zu Max Newman werden, dem umjubelten Performer. Am Ende veranstalten begnadete Hände ein magisches Schattenspiel…
Und was mögen die Autoren sich dabei gedacht haben, dass sie den Helden nach dem deutschen Dichter Adelbert von Chamisso benannten, der im Jahr 1813 Peter Schlemihls wundersame Geschichte verfasste? Das ist ein Märchen für Erwachsene und Kinder, in dem der Schlemihl für viel Geld seinen Schatten verkauft…
Benoît Peeters wurde 1956 in Paris geboren. Nach zwei Romanen versuchte er sich in Sachbuch, Biografie, Fotoroman, Film, Fernsehen, Hörspiel und natürlich im Comic. Er ist Spezialist für Hergé und verfasste wegweisende Bücher über den Meister. Zusammen mit Schuiten widmet er sich der Restauration und Gestaltung des Maison Autrique, dem ersten Jugendstilbau des großen belgischen Architekten Victor Horta.
François Schuiten ist 1956 in Brüssel geboren. Seine Bücher wurden in zehn Sprachen übersetzt und bekamen ungezählte Auszeichnungen. Er entwarf Metro-Stationen in Paris und Brüssel, schuf Bühnenbilder für Opern- und Ballettproduktionen und Filme: Taxandria (mit Armin Mueller-Stahl) und Les Quarxs. Und er entwarf Pavillons für Weltausstellungen: Sevilla 1992, Hannover 2000 und Aichi, Japan, 2005.
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