
Autoren: René Goscinny, Dom Dom, Claude Guylouis
Maurice de Bévère, der geistige Vater von Lucky Luke, ist seinen vielen Millionen Lesern in aller Welt besser bekannt unter dem Künstlernamen Morris. Am 1. Dezember 1923 in Courtrai, Belgien geboren, am 16. Juli 2001 in Brüssel verstorben, gilt er allenthalben als einer der überragenden Comicautoren des 20. Jahrhunderts. Sein grandioses Lebenswerk liegt in der deutschsprachigen Ausgabe in der Egmont Comic Collection komplett vor.
Von frühesten Kindheitstagen an verschrieb sich Morris dem Zeichnen und es erstaunt nicht, dass er diese Passion zum Beruf machte. Erste Meriten erwarb er sich bei der Familienzeitschrift Le Moustique, für die er ab 1944 eine Vielzahl an Titelbildillustrationen fertigte. Für das ebenfalls im belgischen Verlag Dupuis erscheinende Comicmagazin Spirou kreierte er 1946 den Westernhelden Lucky Luke, der zusammen mit seinem Pferd Jolly Jumper den ersten Aufgalopp in Arizona 1880 zum Jahreswechsel 1946/47 im L´Almanach Spirou 1947 meisterte. Bereits damals mit einem launigen Jodler auf den Lippen: ganz im Sinne der singenden Cowboys Roy Rodgers und Gene Autrey. Ab der Nummer 478 von Spirou (12. Juni 1947) gehörte dann die mit Rasanz sich entfaltende Serie Lucky Luke zum festen Bestandteil des Heftes bis ins Jahr 1968.
Vollends zur populären Westernparodie generierten die Abenteuer von Lucky Luke ab 1955, als René Goscinny (1926-1977) das Verfassen der Storys übernahm. Kennengelernt hatten sich die beiden Männer zu Beginn der fünfziger Jahre in New York, wo nicht nur der Franzose, sondern auch der Belgier das berufliche Glück suchte. Goscinny lieferte von nun an die genialen Plots, kreierte aberwitzige Charaktere wie die dreisten Gebrüder Dalton oder den dämlichen Hund Rantanplan und führte historische Figuren wie Billy the Kid, Calamity Jane, Jesse James in den humoristischen Kontext ein. Morris seinerseits zelebrierte mit reduziertem Strich die hohe Kunst der effektiven Aussage und bereicherte das illustrierte Universum um unvergessliche Karikaturen von Jean Gabin, Michel Simon, David Niven, Lee van Cleef und etlichen anderen mehr. Gemeinsam fertigte das Duo Goscinny und Morris 37 albenlange Lucky Luke-Abenteuer, dazu noch diverse Kurzgeschichten, die ab April 1968 im französischen Magazin Pilote ihren Vorabdruck erfuhren, wo Goscinny als Chefredakteur wirkte und auch Asterix seine Plattform hatte. Die erfolgreiche, über drei Jahrzehnte währende Zusammenarbeit mit dem genialen Texter kommentierte Morris nicht ohne Stolz mit den Worten: „Ich habe das große Privileg, dass ich der Erste war, für den Goscinny Szenarios machte. Und ich habe es nicht bereut.“
Nach dem Tod von René Goscinny hielt Morris am bewährten Erzählmuster fest und blieb mit wechselnden Autoren – Bob de Groot, Lo Hartog van Banda, Xavier Fauche, Jean Léturgie, Patrick Nordmann, um einige zu nennen – auf Erfolgskurs. Unter der gestaltenden Hand von Morris erwuchs der „lonesome cowboy“, der das Glück im Namen trägt und das Herz auf dem rechten Fleck, zum überragenden Charakter und Klassiker der französischen Comicliteratur, die in Anlehnung an eine Begriffsfindung von Morris auch als die „Neunte Kunst“ bezeichnet wird.
Morris hat für sein Werk zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Besonders wertvoll war ihm die Medaille der Weltgesundheitsorganisation, die ihm dafür verliehen wurde, dass er seinem Cowboy das Rauchen abgewöhnt hat. 1992 erhält er unter anderem den ersten Preis des Comic-Festivals in Quebec und den „Grand Prix“ der belgischen nationalen Comic-Vereinigung in Brüssel. Damit nicht genug: Anlässlich der Eröffnungsfeierlichkeiten des 20jährigen Jubiläums des Internationalen Comic-Salons von Angoulême erhält Morris den „Grand Prix Special“.
Im Juli 2001 stirbt der geniale Schöpfer von Lucky Luke. Trotz aller Trauer bleibt ein Trost: Noch zu Lebzeiten verfügte Morris testamentarisch, dass es nach ihm weitere Folgen geben soll mit „dem Mann, der schneller zieht als sein Schatten“.
Mit Achdé hat er einen würdigen Nachfolger gefunden.
Auch nach dem Tod von Morris geht es weiter mit Lucky Luke: Achdé heißt der auserwählte Zeichner, der in die Fußstapfen des großen Meisters tritt und Lucky Luke in Zukunft hoffentlich noch viele Abenteuer erleben lässt.
Wie schon sein Name zeigt, ist Achdé ein Mann der Tradition. Lange Zeit war es unter den Zeichnern von Comics üblich, sich Pseudonyme zuzulegen, die sie von ihren Initialen ableiteten. Begonnen hatte dies der wohl berühmteste Zeichner von allen, Hergé. Auch der 1961 in Lyon geborene Achdé folgte dieser Tradition; er benutzte die Initialen seines Namens Hervé Darmenton, H. D., gesprochen Achdé.
Bei Achdé von einer Berufung zum Comiczeichner zu sprechen wäre vielleicht etwas schönfärberisch: im Alter von drei Jahren signierte er bereits seine erste Bildergeschichte. In den darauffolgenden Jahren füllte er seine Schulhefte systematisch mit seinen Kritzeleien. Im Alter von neun Jahren kaufte er schließlich sein erstes Comicbuch: Lucky Luke et Phil Defer. Sicherlich ein Wink des Schicksals.
Inspiriert von Pilote, Spirou und Pif le Chien träumte Hervé schon bald davon, sich dem Zeichentrick zu widmen. Warum nicht der französische Walt Disney werden? Träumen darf man immer. Mit 14 Jahren, kurz nach seiner ersten Veröffentlichung in einem Fanmagazin, kam er zu der Erkenntnis: simpler Comiczeichner tut es auch.
Nach mehreren Jahren am CHRU (Centre Hospitalier Régional Universitaire) in Montpellier war Hervé Röntgenspezialist. Im Wartezimmer des Krankenhauses und im Röntgenzimmer ließ er seine Zeichnungen herumliegen, die die Patienten entspannen, ja sogar lachen ließen. Dies ermöglichte es ihm schließlich, sich dem „Ruf der Strahlen“ zu entziehen.
In Nimes schloss Hervé sich einem kreativen Studio und bald darauf einer Werbeagentur an und veröffentlichte Zeichnungen in der regionalen und landesweiten Presse. 1988 finanzierte er selbst die Veröffentlichung seines Albums Destins croisés. Dargaud nahm den viel versprechenden Zeichner im Jahr seines dreißigsten Geburtstags unter Vertrag. Nun fehlte nur noch die Idee. Eine Fernsehreportage lieferte sie ihm schließlich. Mehrere wütende Viehzüchter, die Schafe vor einem Unternehmen der CRS hin und herschwenken, waren der Auslöser: Die Comic-Serie C.R.S. = Détresse (zu Beginn alleine, dann mit Cauvin) bescherte ihm ersten Erfolg. Es folgten Fort Braillard, Woker (mit Widenlocher), Les Damnés de la route und schließlich Doc Véto mit einem Szenario von Godard.
An diesem Punkt angekommen kann sich Achdé, der sich mit Frau und Kindern in Le Gers niedergelassen hat, sagen, dass er sein Ziel erreicht hat: Er verdient mit Comics seinen Lebensunterhalt – und zwar sehr gut. Und prompt wird sein Leben auf den Kopf gestellt. Ihm, Verehrer seiner zeichnerischen Vorbilder Franquin, Uderzo und Morris, wird auf einmal eine große Ehre zuteil. Er soll die Abenteuer von Rantanplan zeichnerisch umsetzen, und er erweist sich damit als würdiger Nachfolger des Lucky Luke-Schöpfers Morris. Das Abenteuer beginnt nach einer mehr als überzeugenden Probearbeit (der Kurzgeschichte „Le Cuisinier francais/Der französische Koch“). Für Achdé, der heute zu den ganz Großen zählt, ist das die Realisierung eines Kindheitstraumes. Gemeinsam mit dem französischen Humoristen Laurent Gerra realisiert er 2004 das erste große Album: „Schikane in Quebec“.
Laurent Gerra, diesen berühmten Komiker muss man in Frankreich niemandem mehr vorstellen. 1967 in Bourg-en-Bresse geboren, zog er 1991 nach Paris, wo er anschließend Karriere gemacht hat. Im Hörfunk (France Inter, Europe 1 und RTL, wohin er 2007 zurückkehrt), im Fernsehen (in den Shows von Jacques Martin und Michel Drucker) und schließlich auf der Bühne. Seit 1998 zeigt er eine Soloshow, die bereits von anderthalb Millionen Zuschauern besucht und beklatscht wurde. Mit der letzten Show „Flingue la télé (Knall’s Fernsehen ab)“ war Laurent Gerra 2006 der einzige Künstler, der innerhalb von nur drei Monaten gleich auf drei großen Pariser Bühnen auftrat: dem Olympia, dem Palais des Sports und dem Théâtre Marigny.
Kaum bekannt ist, dass dieser lebenslustige Fan französischer Chansons von Jugend auf ein begeisterter Fan von Comics im Allgemeinen und von Lucky Luke im Besonderen ist. Dessen Abenteuer kennt er so gut, dass er sich bereit erklärt hat, sein Szenarist zu werden. Zwei Jahre lang hat er am Skript von „Schikane in Quebec“ herumgefeilt. Ein voller Erfolg, nach den 700.000 verkauften Exemplaren zu urteilen. Außerdem erhielt das Album im Oktober 2005 auf dem Comic-Festival von Chambéry den Publikumspreis. Dies veranlasste Laurent Gerra, mit „Die Daltons in der Schlinge“ erneut die Herausforderung anzunehmen. In diesem Album lotet er ganz beiläufig alle Wechselfälle der Ehe aus. Wie zu erwarten, natürlich auf seine spezielle skurril-amüsante Weise!
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