Die sechste Waffe 1: Kalte tote Finger
Ein Typ mit nicht bekannten Absichten befragt an einem Baum hängende Geister nach einem Geheimnis. Auf einer einsam gelegenen Ranch überfallen ein paar zwielichtige Gestalten den dort im Sterben liegenden alten Mann mit seiner Tochter.
Ein kleines Dorf fällt dem Ansturm einer Horde grauslich aussehender Reiter zum Opfer. Ein bärtiger bleicher Mann im Sarg wird aus einem Brunnen geborgen, und hinter einer Befestigung tut sich ein riesiger Schlund auf …
Das sind zunächst geheimnisvolle Merkmale in der Handlung dieser Geschichte. Miss Hume, die Tochter des getöteten Ranchers, macht die Bekanntschaft von Drake Sinclair, der zuvor die Baumgeister betrog. Gemeinsam mit dessen bärbeißigen Amigo Billjohn O'Henry retten sie sich aus einem Hinterhalt in einem Saloon und fliehen ins Hinterland. Die Verfolger mit dem noch an seinen Sarg geketteten grimmigen Alten werden von einer Art Drachen angegriffen und dezimiert. Und das alles aufgrund von weißen, mysteriösen Revolvern, die jeder haben möchte und die ungemein mächtig zu sein scheinen.
Was nur auf den ersten Blick wie ein Western daherkommt, ist eigentlich ein Mystery - Abenteuer mit einigen Zutaten jenes Genres, durchwachsen mit Horror-, Grusel- und nicht übermäßig im Vordergrund dargestellten Splatterszenen. Eine junge, zwar naive, aber nicht wehrlose Dame. Zwei mehr oder weniger lautere Beschützer und Begleiter. Eine Vielzahl an Bösewichten und etliche undurchschaubare Begebenheiten geben einen Mix, der in diesem Band zu einem vorläufigen Episodenabschluss geführt wird.
Viel Action mit Schießereien und einer mehrseitigen Schlacht zum Schluss untermalen und strecken die eigentliche Story. Doch es sind genügend Ansatzpunkte für eine weiterführende variable Handlung angelegt. Alle sechs Waffen zusammen geführt bergen wohl ein gigantisches Geheimnis, das es zu entdecken gilt. Die Zeichnungen sind zwar schroff aber mit sicherem Stil und durchaus sehenswert; die Kolorierung mit kräftiger Farbgebung, jedoch nicht übertrieben grell-bunt. Beide Künstler arbeiten u.a. für bekannte amerikanische Verlage, und so sehen die Seiten im Artwork wie hinlänglich bekannt aus. Und auch der textliche Aufbau der Geschichte ist routiniert in Szene gesetzt.
Es scheint eine episch angelegte Serie zu werden, die in ihren Grundzügen interessant konzipiert und auch sehr spannend zu lesen ist. Leser, die noch nicht genug haben von solcherart Geschichten, werden hiermit prima unterhalten!
von Rolf Pressburger