Wenn in Zombieland schon die Toten nicht mehr tot sind, dann ist Gender- bzw. Bodyswitching auch keine große Sache mehr. In Rachel Rising gibt es eine Geschlechtsumwandlung im Stil Terry Moore - heißt: huch! - aber alles halb so wild.
Zumal wenn die liebe Rachel einem prompt erklärt, was man ab sofort auf der Toilette beachten sollte.
Wie in der Genderfrage ist in dieser Welt nichts endgültig, schon gar nicht der Tod. Alles schillert und tanzt, die Realität ist virtuell, nichts hat Konsequenzen, es ist nur Spiel. Gothic ist ein Musikstil und eine Mode, eine Sparte der Kulturindustrie. Die Begegnung mit dem Unheimlichen ist ein Flirt.
In der bürgerlichen Presse ist die Popkultur jedenfalls längst angekommen. Neuerdings findet man dort Zitate wie: „Der Zombie ist zur zentralen Metapher der Kapitalismuskritik aufgestiegen. Es gibt Zombie-Banken, Zombie-Länder,“ schreibt Thomas Gross in der ZEIT über den Hauntologen, den Gespensterforscher Mark Fisher; der hat einen eigenen Lehrstuhl für sein Fach (das enormen Zulauf hat).
Gemeint ist, dass die wirklich bösen Geister im Kapita-lismus wohnen, der bekanntlich nie mehr untergehen wird. Die Wiederkehr der Toten aus den Grä-bern beschreibt die Endlosschleife, in der wir uns befinden.
So doppelgesichtig wie Lilith, die heidnische Urmutter, ist vieles in dieser Geschichte: Sie ist die weise Erdgöttin und zugleich das personifizierte Böse. Ihre Symbole sind Raben, Schlangen, Schnee - auch die haben ihre zwei Seiten. Raben und Schlangen sind klug, Schnee wärmt und schützt und gönnt der Natur eine Pause. Das schreckliche Kind Zoe versteht sich wunderbar auf fantasievolle Morde, aber sie tötet nur das Böse. Und sie weigert sich, ihren Körper als Wiege für den Antichrist herzugeben, deshalb hört sie auf zu wachsen.
Und auch dies weiß der moderne Hauntologe: die Dämonen, gegen die wir kämpfen, sind in uns selbst.
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