Dass Polen sich nach dem polnisch-russischen Krieg große Gebiete im Osten einverleibt hat und die dort lebenden Ukrainer und Weißrussen nun Mitbestimmung in der Regierung fordern, gefällt den Nationalisten nicht. Ihre Forderung "Polen den Polen" führt zu großen innenpolitischen Spannungen. Als im Dezember 1922 der Vermittler Gabriel Narutowicz zum ersten Präsidenten der neuen Republik gewählt wird, kann er dieses Amt gerade fünf Tage lang ausüben - dann wird er das Opfer eines fanatischen Attentäters.
»Die Flügel der Kunst« ist Fiktion, ist Literatur und kein Geschichtsbuch. Die Anklänge an das politische Warschau sind im Comic von Makyo und Richaud nur das Salz in der Suppe. Erzählt wird vor diesem Hintergrund eine höchst dramatische Liebesgeschichte, nein, eigentlich drei, vier Liebesgeschichten, die alle Handlungsträger miteinander verbinden. Da ist zum einen der geniale Maler Fryderyk Cyprian. Seit er ein Bild der Frau seiner Träume sah - ein unerreichbares Ideal, wie er glaubt - , ist er des Lebens überdrüssig und sucht den Tod im Duell. Das Schicksal will es, dass er dieser Frau, Eliza, dem Modell für das von ihm bewunderte Gemälde, begegnet und sich dabei so ungeschickt verhält, dass er sie gleich wieder verliert. Damit nicht genug: Er bewirbt sich in der Klasse des bekannten Malers Adam Zinguleski, nicht ahnend, dass Eliza Zinguleskis Frau ist.
Zinguleski ist ein Freigeist, der auch politisch Stellung bezieht. Eines Nachts verteidigt er eine Gruppe von Ukrainern, die von betrunkenen Nationalisten bedrängt werden, und wird dabei niedergestochen. Mikolaj, der beste Freund Fryderyks, hilft Eliza, den Verwundeten in Sicherheit zu bringen - und verliebt sich ebenfalls in die bildschöne Frau, was zu große Irritationen führt. Eliza ist eine sehr selbstwusste Persönlichkeit, nicht nur die betörende Frau eines berühmten Malers. Und dann gibt es da noch Jozef, den Bruder Fryderyks, Pater in einer katholischen Kirche. Er verzweifelt zwischen seinem Amt und seiner Liebe zu Agnieszka, die ihn schließlich verlässt und vorgibt, zur Prostituierten geworden zu sein.
Tausend Verwicklungen, wie man sieht. »Die Flügel der Kunst« ist ein unglaublich spannender Comicroman zwischen Politik, unendlicher Liebe und großer Kunst. Kunst spielt im Verhalten der Hauptfiguren eine entscheidende Rolle. Große Kunst liefert auch der Zeichner des Comics, Michel Faure, der die schöne Eliza so darzustellen vermag, dass auch der Leser sofort in ihren Bann fällt - ein Meister der menschlichen Mimik. Faure hüllt seine ebenso detaillierten wie atmosphärischen Zeichnungen in eine zuweilen gewagte Kolorierung, die sich am Ende aber als genauso stimmig erweist wie alles in diesem Werk.
Autoren: Makyo
Geboren am 2. April 1966 im südfranzösischen Aubignan, ging
Frédéric Richaud als junger Mann nach Paris und widmete sich dem Schreiben. In der Folge entstanden Biografien, Essays und mehrere Romane, von denen insbesondere "Monsieur le Jardinier" erfolgreich war. "Die Flügel der Kunst" (zusammen mit Makyo) war sein erster Comic. Die zur Zeit Napoleons spielenden Schlachtendramen "Bataille" (ab 2012) und "Bérézina" (ab 2016; beide nach Patrick Rambaud und mit dem Zeichner Ivan Gil) wurden in Frankreich als Historiencomics gewürdigt.
Zeichner: Michel Faure
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