"Max und Moritz" und Rudolph Dirks' "Katzenjammer Kids"
Von Eckart Sackmann
Der Einfluss Wilhelm Buschs auf die Entwicklung des Comic in den USA wird vermutlich überschätzt. Ein solches Votum wird von der Aussage getragen, "Max und Moritz" sei die direkte Vorlage zu "The Katzenjammer Kids" gewesen, einer Comicserie des deutschstämmigen Rudolph Dirks. So war es aber wohl nicht. Die frühen Folgen der "Katzenjammer Kids" belegen eine Nähe der Serie zu den damals in Deutschland aufkommenden Gagstrips. Gegen die These, Dirks habe "something like Max and Moritz" geschaffen, spricht nicht nur die Anschauung, sondern auch eine Äußerung des Zeichners, auf die der Dirks-Experte Tim Eckhoff hingewiesen hat.
Oben und links oben zwei frühe Folgen der "Katzenjammer Kids" von 1899 bzw. 1900.
Links ein Böse-Buben-Strip von Karl Pommerhanz von 1897.
"Comics sind als undeutsch verpönt." Die Nazi-Jahre
Von Eckart Sackmann
Immer wieder liest man in Abhandlungen über Comics, die besondere politische Situation von 1933 bis 1945 habe dazu beigetragen, dass Deutschland den Entwicklungen international hinterherhinke. Ist dies aber wirklich einer generellen Comicfeindlichkeit der damals regierenden Nationalsozialisten anzulasten? Von der Forschung weitgehend unberücksichtigt blieben bisher wirtschaftliche Probleme des Deutschen Reichs, die z. B. einem Handel mit US-Lizenzen im Wege standen. Auch deutet das Verhalten der Nazis in den im Krieg besetzten Gebieten nicht darauf hin, dass man Comics generell ablehnte. Man hatte es nur versäumt, sie rechtzeitig für die eigenen Zwecke zu nutzen. Damit fehlte zu Kriegszeiten ein Mittel der Binnen-Propaganda.
Die Amerikaner hatten mit dem Comic alle Möglichkeiten, die Jugend zu beeinflussen. Oben "Mickey Mouse on a Secret Mission" von 1943.
Oben ein mit deutscher Hilfe 1943 in Frankreich veröffentlichter Propagandacomic.
J. Friedrich Entelmann
Von Hinrich Schröder und Eckart Sackmann
Bekannt wurde er durch seinen Zeitungsstrip "Klein Tinchen und Vetter Flax", ein Kindercomic, der auch in Sammelbänden erschien. So gut wie unbekannt ist dagegen Entelmanns Hauptwerk als Comiczeichner, "Der lange Lulatsch". Im jetzt aufgefundenen Nachlass finden sich schön kolorierte Blätter dieser Serie. Ganz im Stil von Manfred Schmidts "Nick Knatterton" ist ein anderer Comic Friedrich Entelmanns, "Butz".
Oben eine mit den farbigen Originalen ausgestattete Folge von "Lulatsch". In der Zeitung Neue Welt am Sonnabend erschien der Comic 1953 leider nur in Schwarzweiß.
Links: "Butz" (1958) greift deutlich auf das Zeichenrepertoire von "Nick Knatterton"n zurück.
Kunst-Comics im Schatten der Pop Art
Von Helmut Kronthaler
Motive aus der zeitgenössischen Konsumwelt und Popkultur prägen seit den 1960er Jahren einen beträchtlichen Teil der figurativen Kunstproduktion. Auch Comics spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie werden aber eher selten auch als eigenständige bildhaft-narrative Kunstform neu interpretiert. Dennoch gibt es seit den 1960er Jahren immer wieder Versuche von bildenden Künstlern, eigenständige Bildgeschichten zu produzieren, die, wie im Fall der "Supermann"-Sequenzen der Gruppe SPUR, zumindest im Ansatz selbst als Comics zu verstehen sind.
Oben: Supermann der Situationist 2, aus: SPUR 4, Januar 1961.
Rechts oben das Cover des von Rolf Dieter Brinkmann herausgegebenen Gedichtbandes "Piloten". Darunter eine Seite aus "Der Paralleldenker" von Heinz von Cramer. Beide von 1968.