Eine ganze spanische Armee hatten sie aufgerieben, diese 1.000 schlecht ausgerüsteten, hastig ausgebildeten Berber. Bei dem Dorf Anual erzwangen sie so die Wende in diesem unmöglichen Rif-Krieg.
Für Spanien war die Schlacht eine Katastrophe. Am Ende lagen 16.000 Soldaten tot im Sand, 24.000 waren verwundet, 150 Kanonen zerstört oder vom Gegner erbeutet, an die 25.000 Gewehre verloren. Zusätzlich gingen 700 Spanier in die Gefangenschaft. Damit stellte Anual die erste große Niederlage einer europäischen Kolonialmacht dar, und das in einem - wie wir heute sagen - asymmetrischen Krieg. Denn die marokkanischen Kämpfer hatten nichts außer ihrem unbändigen Siegeswillen.
Der spanische General Silvestre beging daraufhin Selbstmord. Und der Anführer der Rif-Truppe, Abdelkrim el Khattabi, hatte den modernen Guerillakrieg erfunden. „Sie waren viele. Wir hatten die Berge“, erklärt Leon Matilo seinem Enkel, Noel, die Sache. Gulfnews bezeichnet Al Khattabi, der im August 1927 sogar auf dem Titel des Time Magazine erschien, als einen der größten Krieger des 20. Jahrhunderts. Er setzte den Prozess in Gang, der seinem Land 1956 die Unabhängigkeit von Frankreich brachte.
Ein weiterer Aspekt des Rifkriegs ist besonders hässlich. Die von dem Deutschen Hugo Stoltzenberg entwickelte Senfgas-Bombe, auch Gelbkreuzbombe genannt, wurde großflächig gegen die Berber eingesetzt. Es war ein klarer Bruch der Haager Landkriegsordnung. Zudem verbot die Genfer Konvention ausdrücklich den Gebrauch chemischer und biologischer Waffen. Stoltzenberg entwickelte eine Verseuchungsstrategie für den Marokkokrieg, die hauptsächlich auf die Landbevölkerung abzielte. Noch heute stammen 60 % der Patienten des Krebszentrums in Rabat aus dem Einsatzgebiet der Chemiewaffen um Al-Hoceima.
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