Wieder eine Nacht, die Corto Maltese sich um die Ohren schlägt. Diesesmal ist es eine Mondnacht in Venedig und mit einem Personal, das anders ist als die üblichen Tresengenossen von unsereinem…
Es ist ein merkwürdiger Haufen, der da durch die finsteren Gassen streicht. Es ist die Epoche von Mussolinis Schwarzhemden, die auch bei Nacht keine Ruhe geben. Wie es Hugo Pratts Art ist, laufen dabei beiläufig Promis durchs Bild: etwa Gabriele d‘Annunzio, von Mussolini zum Dichterfürsten geadelt, der jedoch in dieser Story nie beim Namen genannt wird - vielleicht weil er sich schämt? D‘Annunzio hieß eigentlich Rapagnetto – „kleine Rübe“. Nein, weil in Italien sowieso jeder weiß, wer der Dichterfürst des Duce war!
Keineswegs schamhaft war eine andere Berühmtheit, die hier ihren ersten Auftritt im Corto-Universum hat: Louise Brooks. Sie war ein Hollywood-Starlet, ein kluges Mädchen, das bald die Nase voll hatte von dem Zirkus und nach Berlin ging. Dort spielte sie unter der Regie von G. W. Pabst die verruchte Kindfrau Lulu und dann sogar noch eine Lesbe, und sie hatte eine Affäre mit Greta Garbo. So brachte sie es zum Liebling europäischer Kino-Feinschmecker und später zur Stilikone von Comic-Zeichnern; für Hollywood war sie damit endgültig erledigt. Louise Brooks war Vorbild für Valentina von Crepax - eine selbstbestimmte, sexuell aktive Frau, für Micheluzzis Petra Chérie und auch Autor Floc‘h huldigte ihr. Bei Corto Maltese wird uns Louise Brooks im Band Tango wieder begegnen.
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