Die Geschichten erinnern an ein altes Jahrmarktskarussell. Es rattert und leiert, es orgelt und pfeift, karussell. Es rattert und leiert, es orgelt und pfeift, und immer dieselben Figuren fahren vorbei.und immer dieselben Figuren fahren vorbei.
Das Universum der Adele Blanc-Sec ist Tardis Nacherzählung der schrecklich-schönen Kindheit unseres heutigen Europa, und dazu gehört natürlich auch ein Schauerroman: Der Dämon aus dem Eis. Die Schauerliteratur entstand im 18. Jahrhundert in England und wurde enorm populär. Sie machte den Schrecken zu einer bewusst gestalteten ästhetischen Ware, die sich gut verkaufen ließ. Das Lesevolk liebte die düsteerhabenen Landschaften und den wohligen Schauder. Dann kam Steampunk dazu, auch für Tardi: futuristische Technik mit Mitteln und Materialien des viktorianischen Zeitalters (in Frankreich Belle Epoque, in Deutschland Wilhelminische Ära), hauptsächlich dampf- und zahnradgetriebene Mechanik und steife, verhüllende Kleidung. In typisch deutscher Definitionswut handelt es sich bei Steampunk um „retrofuturistische Alterna- tivweltgeschichten”. Ein weiterer Vertreter, ebenfalls bei s&l, ist übrigens François Schuiten mit seinen Geheimnisvollen Städten. Die Verbindungen des Dämon aus dem Eis zu Adele Blanc-Sec sind vielfältig. Wie ein Schachtelteufel tauchte das Buch unver- sehens an vielen Stellen auf, sodann rammten die drei Schurken mit ihrem dämonischen Eisberg die Titanic, – womit sie hautptsächlich Adele vernichten wollten, der sie ein Gratis-Ticket für eben die Jungfernfahrt zugespielt hatten. In der Episode Aufstand der Mumien schließlich springt plötzlich das Personal des Eisdämon aus der Kulisse, es kommt zu wüsten Schießereien, bei der sie sich allesamt gegenseitig umbringen.
Am Ende ist es aber doch beruhigend, dass nur ein paar alte, durchgeknallte Wissenschaftler die Weltherrschaft an sich reißen wollen, denn das kann ja nicht gelingen, wie Tardi uns versichert – oder? Was, wenn ein alter, durchgeknallter Politiker auf die Mittel und Wege des tödlichen Trios zurückgreift? Nicht zuletzt ist das Werk Tardis Huldigung an die gro- ßen Romanillustratoren des 19. Jahrhunderts, die ja in Schwarz-Weiß arbeiten mussten. Über die aufwändi- ge Radiertechnik sagt Volker Hamann in der Reddition: „Eine grafische Glanzleistung.”
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