Klare Verhältnisse. Keine Grauzonen, moralisch oder juristisch, Licht und Schatten trennscharf wie um Zwölf Uhr mittags...
…und keine langen Diskussionen: das macht den Reiz des klassischen Western aus, heute vielleicht mehr denn je. Die nötige Härte und die Nähe zum Animalischen, ja Bestialischen bringt Jodorowsky allemal mit.
Was französische Leser seinem großen Wild-West-Gemälde Bouncer anfangs vereinzelt ankreideten, war aber eben das Schillernde und Zwielichtige, wenn es ins Esoterische, in Schamanentum und Zen-Buddhismus ging. Die lange Lehrzeit in der Kunst des Tötens, die Seth durchlaufen muss, passt angeblich nicht zum Genre - bis der Italo-Western kam und noch ganz andere Saiten aufzogen. Mag sein, dass Alejandro Jodorowsky Prullansky zu Beginn seiner Karriere Die Lehren des Don Juan des Hippie-Gurus Carlos Castaneda gelesen hatte, den Bestseller, der in den 1970er-Jahren in jeder bekifften WG herumlag. Darin pries ebenfalls ein Medizinmann Bewussteinserweiterung und verknüpfte den Weg des Herzens mit dem Weg des Kriegers aufs Innigste.
In Boucq hat Jodo den idealen Partner gefunden. Für den Zeichner bedeutet Echtheit, dass er die gewaltigen Landschaften aus den Filmen von John Ford nicht von Standfotos abzeichnet, sondern selbst hinfährt. Dass er die Menschen in all ihrer Normalität und Hässlichkeit abbildet. Speichelnden Mündern, verzerrten Gesichtern, verrottenden Gebissen gilt sein besonderes Augenmerk. Bei Boucq gibt es für jede noch so schöne Frau Blickwinkel, die sie entstellen. „Bildet euch bloß nichts ein, Leute“, scheint er zu sagen. „Wir sind alle arme Hunde.“
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