Madame Brezza – italienisch „Brise“ –, die mädchenhaft-elegante, knallharte Puffmutter, ist der Star in dieser Geschichte.
Äußerlich erinnert sie an das behütete Töchterchen einen ostelbischen Junkers, dabei raucht sie mit den Soldaten um die Wette, in- teressiert sich etwas zu sehr für die Militärstrategie der Deutschen und ist hinter einer Soldschatulle her, die sie „Nazigold“ tauft (damit sie bei deren Diebstahl weniger Gewissensbisse hat). Andererseits solidarisiert sie sich mit den „Schwanz ab!“-Danakil-Amazonen, obwohl deren Einstellung Madames Geschäftsgrund- lage zerstören würde.
Hugo Pratt stellt gern Klischees auf den Kopf und lässt Erwartungen ins Leere laufen: der italienische Jude Guerrino erweist sich als glühender Schwarzhem- den-Faschist, und der Protagonist der Serie, Captain Koïnsky, entwickelt sich im Lauf der Ereignisse vom Helden zum Zyniker (der kaltblütig „den Rest“ abknallen würde). Nicht verwunderlich, denn man weiß nie, auf welcher Seite das jeweilige Gegenüber steht oder wie viele Seiten hier überhaupt gegen wen kämpfen. Selbst das Nazigold, das Koïnsky früher elektrisiert hätte, lässt ihn nur noch kurz aufhorchen.
Wie üblich liefert Pratt auch die Begleitmusik zum Kriegsgeschehen: Django Reinhardts melancholische Gitarre und der Song Time on my hands lotsen in Dauerschleife die abgekämpften Helden zu Adriennes Privatbordell in Djibuti.
Am Ende verliert sogar die gewitzte Madame Brezza den Überblick: „Entweder seid ihr Deserteure oder ein Haufen armer Irrer.“
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