Wer weiß, wie die Comic- Kultur in Deutschland heute aussähe, hätten wir jemals Jugendzeitschriften wie die italienische Lancio Story gehabt.
Hervorragende Zeichner, die ihr Handwerk gründlich bei den Meistern gelernt hatten, packende Themen sowie ein gekonntes Storytelling, Woche für Woche und für kleines Geld an jedem Kiosk im Land – traumhaft!
Die Plots sind zum Teil Variationen klassischer Stoffe, der großen Volksepen, der Bibel, auch von Sagen und Märchen: etwa die Story, dass ein Bote unwissentlich sein eigenes Todesurteil überbringt. Raffiniert und vom Film inspiriert ist oft die Dramaturgie, zum Beispiel die lange Rückblende in Ein Schuss in der Wüste – wobei eben dieser Schuss dann überhaupt nicht fällt.
Die Zeitschrift LancioStory war jahrzehntelang Serpieris Lehrstatt und Spielwiese, hier wurde seine Kunst von Millionen gesehen, geschätzt, geliebt. Zusammen mit Konkurrenzmagazinen wie Scorpio oder dem katholischen Giornalino brachten die Heftchen ganze Generationen von Jungen zum Träumen (und zum Lesen!), zunächst mit großen südamerikanischen Autoren wie Hector Oesterheld oder Francisco Solano Lopez, später mit deren „Schülern“ aus dem eigenen Land. Die Zeichnungen waren meist in strengem Schwarz-Weiß, die Plots auf Jungen zugeschnitten. (Die Mädchen bekamen Fotoromane, die ganz anders, aber ebenso köstlich waren.)
Logisch, dass die Verlage das Material einer Zweitverwertung in Buchform zuführten, aber weiterhin im Kiosk-Vertrieb; hochnäsige Buchhandlungen musste man dafür nicht betreten.
Nun sind Heftchen nicht für die Ewigkeit gedacht und auch die meisten Original-Seiten von Serpieri sind verloren gegangen. Unsere Ausgabe wurde teils aufwendig retuschiert, aber den ursprünglichen Glanz der Zeichnungen kennt wohl nur Meister Serpieri selbst.
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