Ist es eine Behinderung? Ist es eine Bedrohung? Eine göttliche Gabe? Ein Grund zum Wegsperren auf jeden Fall, denn irgendwann ist ein fliegender Mensch bestimmt für irgendwelche Zwecke einsetzbar.
Der Traum von Fliegen ist so alt wie die Menschheit, und unterschiedliche Kulturen betrachten das Phänomen mit immer anderen Augen. Die einen erkennen darin eine neue Kriegswaffe oder eine Geschäftsidee, für die alten Griechen war es eine sträfliche Blasphemie, für heutige Popmusiker ist Ikarus ein Aufhänger für ihre ungestümen Auf- und Ausbruchs- und Allmachtsphantasien. Allein Wikipedia listet 65 Songtitel um die mythische Figur auf, darunter gleich 2 von Iron Maiden, einen von den Puhdys und erwartungsgemäß einen von Reinhard Mey.
Moebius wäre nicht der, der er war, wenn er nicht den ganz eigenen Blick auf den göttergleichen Jüngling hätte, den Taniguchi dann wie Franz Kafka aussehen lässt und ihn mit Kniebundhosen und Hosenträgern in den Himmel über Venedig schickt.
„Es war eine irre Story.“ So erinnerte Moebius sich an die Zusammenarbeit mit Jiro Taniguchi. Wobei das Irre eher das Verhalten der Verlage war, aber Moebius war viel zu diplomatisch, um das so deutlich zu sagen… Die ganze Geschichte und Jean Girauds Sicht der Dinge kann man in dem ausführlichen, aufschlussreichen Interview am Ende des Bandes nachlesen.
Auch die feministische Variante der Ikarus-Thematik wollen wir nicht unterschlagen. Carol Ann Duffy sagt in ihrem Gedicht Mrs. Icarus: „Ich bin weder die erste noch die letzte Frau, die auf einem Hügel steht und ihrem Ehemann zuschaut, wie er sich zum totalen, absoluten, unsäglichen Affen macht.“
Leider sind noch keine Bewertungen vorhanden. Sei der Erste, der das Produkt bewertet.
Du mußt angemeldet sein um eine Bewertung abgeben zu können. Anmelden