Ein hemmungsloser Haufen waren sie, und sie traten den herkömmlichen frankobelgischen Co- mic der Knollennasen und des familientauglichen Humors in die Tonne.
In den 1970-80ern schar- ten sie sich um das Magazin Métal hurlant: Druillet mit seinen Farbgewittern und den tödlichen spitzen Winkeln, der schwerblütige Enki Bilal mit dem eiskalten Sex, Richard Corben mit den Steroid- Ikonen, Moebius mit seinen Cannabisträumen.
Das junge Kreativ-Duo Schuiten/Renard im bürgerlichen Brüssel war nicht ganz so hart drauf, aber definitiv in Aufbruchstimmung; sie wollten Teil der spektakulären Métal-Szene sein, pilgerten nach Paris und experimentierten drauflos. Etablierte Comic-Zeichentechniken? Braucht keiner. Herkömmliche Serienformate? Niemals. Lineare Erzählstränge? Nicht nötig. Und „vernünftige” Plots? Nur ansatzweise.
Dafür gibt es Überraschungen wie zwei parallel laufende Handlungen in Express und Das Gleis: in das Hauptpanel eingeklinkte Bilder erzählen eine eigene Geschichte. Tricks, die man sich beim Film abschaute. Die komplett mit Bleistift und in kompromissloser Teamarbeit gezeichnete Schwarz-Weiß-Geschichte Die Mediane von Zymbiola verknüpft auf rätselhafte Weise einen poetischen Sci-Fi-Ikarus mit den magischen Kräften der Meeresschnecke Cymbiola. Oder der apokalyptische Verkehrsverteiler in Das Gleis, der ein Thema der Geheimnisvollen Städte vorwegnimmt. Auch Portfolios – hier Express –, waren damals im Comicmarkt bahnbrechend: Einzelblätter, oft in aufwendiger Siebdrucktechnik, nummeriert, signiert und nicht im Buchhandel oder gar am Kiosk zu haben.
Die Originalzeichnungen wurden für diese Neuaus- gabe teils neu gescannt und die Autoren erzählen in einem zusätzlichen Anhang ein bisschen über die Entstehungsgeschichte dieser Werke.
Der Belgier Claude Renard (1946-2019) war Teil der Generation, die am Institut Saint-Luc in Brüssel noch unter Eddy Paape persönlich studier- te. Sein Talent als Illustrator und Szenarist führte dazu, dass er 1976 gar Nachfolger von Paape wurde und Studenten wie Andreas, Berthet, Sokal oder Schuiten zum Durchbruch verhalf. Seine Comic-Arbeiten erschienen zumeist in Zeitschriften.
François Schuiten ist 1956 in Brüssel geboren. Seine Bücher wurden in zehn Sprachen übersetzt und bekamen ungezählte Auszeichnungen. Er entwarf Metro-Stationen in Paris und Brüssel, schuf Bühnenbilder für Opern- und Ballettproduktionen und Filme: Taxandria (mit Armin Mueller-Stahl) und Les Quarxs. Und er entwarf Pavillons für Weltausstellungen: Sevilla 1992, Hannover 2000 und Aichi, Japan, 2005.
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